16 Jun 16.-30.6.2019 – Reichtum und heißes Wasser für alle [Münster]
Reichtum und heißes Wasser für alle
Eine politisch-surreale Theaterperfomance – frei nach Aristophanes
Antike begegnet Gegenwart, die Bühne mischt sich mit den Rängen, die Wirklichkeit mit Fiktion. Die Götter des Reichtums und der Armut stoßen aufeinander. Papst Franziskus überholt Karl Marx von links. Gestalten der Geschichte begegnen der heutigen Politik. Und dazwischen konfrontieren benachteiligte Bewohner*innen der Stadt mit Witz und schrägen Dienstleistungen diejenigen, die (noch) nicht Opfer der gesellschaftlichen Entwicklung sind. Soll alles so bleiben wie es ist? Sind Utopien so schön wie sie klingen? Fragen, Provokationen und Thesen erwachsen aus dem Stück und verwickeln am Ende reale Vertreter*innen aus Politik, Wohlfahrtsverbänden, Kirche und Wissenschaft ins Gespräch. Eine politisch-surreale Theaterperformance des Münsteraner Künstlers Thomas Nufer, frei nach der Komödie ‚Plutos‘ von Aristophanes, gespielt an einem ungewöhnlichen Ort.
Das Stück
In „Reichtum und heißes Wasser für alle” geht es um die Verteilung von Besitz.
Der Plastikflaschendreher Chremylos lebt in Armut. Andere häufen immer größere Vermögen an.
Wie kann das sein? Er wendet sich an das Orakel. Soll er seinem Sohn raten, vom Weg der Tugend
abzuweichen, um ein besseres Leben als sein Vater zu führen?
Das Orakel erteilt ihm den Rat, dem ersten Menschen, der ihm beim Verlassen des Tempels über
denn Weg läuft, zu folgen. Er trifft auf Plutos, den Gott des Reichtums. Er ist blind – und sieht nicht,
wie ungerecht er seine Gaben verteilt. Um das zu ändern, lässt Chremylos ihn auf Drängen seines
Sklaven Karion im Tempel des Asklepios heilen.
Penia, die Göttin der Armut, möchte die Operation boykottieren. Sie fürchtet um ihre
Existenzberechtigung. Ein Rededuell zwischen Penia und Karion entspinnt sich. Dem Sklaven und den
Zuschauern versucht sie die Armut schmackhaft zu machen. Denn was hielte die Welt am Laufen,
wenn nicht der tägliche Zwang, den Lebensunterhalt aufzubringen? Gesellschaften funktionieren
doch nur, wenn die Beziehungen auf finanzieller Abhängigkeit beruhen.
Die OP jedoch führt zum Erfolg. Plutos sorgt umgehend dafür, die Armen mit Geld zu versorgen. Die
ungerechte Verteilung hat ein Ende, die zeternde Penia wird verjagt.
Doch welche Folgen bringt diese neue Zeit? Diejenigen, die bisher gearbeitet haben, pflegen nun den
Müßiggang, und jene, die sich bedienen ließen oder schmarotzten, verlieren ihren Einfluss. Selbst ein
Priester beklagt, dass den Göttern nicht mehr geopfert werde, da es nun allen gut geht. Doch die
Umwälzung der Verhältnisse ist nicht unverdächtig, denn auch nach dem Umsturz gibt es Sklaven. Ist
Armut doch gewollt?
„Reichtum und heißes Wasser für alle” spürt noch anderen Mythologien, Philosophen und Politikern
nach und mischt ihre Geschichten und Zitate mit der Realität in unserer Gesellschaft. Leben in Brüssel
ähnlich fehlbare Götter wie auf dem Olymp? Warten wir auf einen Deus ex machina, der alles
richtet? Liegt Papst Franzikus mit Marx unter einer Decke, weil er im Kapitalismus eine
menschenverachtende Gegenreligion erblickt? Was meint Aristoteles mit der Behauptung,
Glückseligkeit sei prinzipiell erreichbar?
Mindestlohn und bedingungsloses Grundeinkommen sind keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Seit
2.500 Jahren wird geträumt davon.
Skript und Inszenierung
Thomas Nufer
Projektträger
Evangelischer Kirchenkreis Münster
Schauspieler
Christiane Hagedorn
Lara Albert
Eckhard Ischebeck
Martin Schlathölter
Stefan Nászay
Jurij Berges-Maas
Ahmad Dimassi
Markus von Hagen
Chor und Laiendarsteller
Klavier und Musikdramaturgie
Robert Below
Bühne
Willi Landsknecht
Medienentwicklung
Yochanan Rauert
Aufführungstermine
16.6., 20.00 Uhr
18.6., 20.00 Uhr
19.6., 20.00 Uhr
21.6., 22.00 Uhr
25.6., 20.00 Uhr
26.6., 20.00 Uhr
27.6., 20.00 Uhr
30.6., 11.00 Uhr
Eissporthalle Münster
Steinfurter Str. 111-113
48149 Münster